Shakespeare und Schiller, Anouilh und Brecht: Seit Jahrhunderten ist die Faszination, die Jeanne d’Arc auf Dichter ausübt ungebrochen. Das einfache Mädchen vom Lande, das, geleitet von göttlichen Visionen, Frankreichs Armee siegreich gegen die Engländer führte und schließlich, nachdem sie politisch nicht mehr tragbar war, als Ketzerin verurteilt und verbrannt wurde, ist zur Ikone geworden. Und so verwundert es nicht, dass die Tänzerin und Schauspielerin Ida Rubinstein 1934 den Komponisten Arthur Honegger bat, ein musikdramatisches Werk um die 1920 heiliggesprochene Jungfrau von Orléans zu schaffen. Den Text zu dem Oratorium verfasst Paul Claudel, der die Geschichte als hochsymbolisches modernes Mysterienspiel ins Wort setzte. Die als Sprechrolle angelegte Johanna steht hier verschiedenen Gesangssolisten und einem ebenso vielseitigen wie ausdrucksstarken Chor gegenüber. Zusammen mit Honeggers expressiver Musik, die unterschiedliche Stile von Barock bis Jazz zu einem mitreißendem Ganzen verschmilzt, feierte das Oratorium bei seiner Uraufführung 1938 in Basel einen rauschenden Erfolg. Im geteilten Frankreich des Zweiten Weltkriegs wurde „Jeanne d’Arc au Bûcher“ zum Symbol für Widerstand und Hoffnung und gehört bis heute zu den bedeutendsten französischen Oratorienschöpfungen.
Bislang spielte Johanna Wokalek die Jeanne d´Arc in verschiedenen konzertanten, szenischen und halbszenischen Produktionen, unter anderem im Juni 2010 in einer konzertanten Version im Wiener Musikverein unter der Leitung von Bertrand de Billy. Zu einer Fortführung der Zusammenarbeit mit de Billy kam es im Februar 2016: in der Dresdner Philharmonie gab es zwei umjubelte halbszenische Aufführungen.
Im Juni 2017 war Johanna Wokalek in einer szenischen Produktion des Werks an der Oper Frankfurt zu sehen. Unter der Regie des katalanischen Regisseurs Àlex Ollé (La Fura dels Baus) wurde „Jeanne d´Arc au Bûcher“ dort in französischer Sprache aufgeführt.
PRESSESTIMMEN
„In all dem von agil spielenden und singenden Chören wie Kinderchören angerichteten Tohuwabohu ragt wahrlich wie eine selbst vom Feuer unberührbare Symbolgestalt eine fulminante Johanna Wokalek in der Sprechrolle der Jeanne d’Arc heraus, die auch noch das Trimazo-Lied am Ende anrührend zu singen vermag.“ FAZ, 13.06.2017
„Comme à l’habitude, Francfort parvient à réunir un plateau vocal d’une remarquable homogénéité, tout en confiant à deux interprètes d’exception les rôles parlés de Frère Dominique et Jeanne d’Arc – particulièrement la touchante et fragile Johanna Wokalek, au français impeccable.“ www.concertonet.com / Florent Coudeyrat, 17.06.2017