„Rom! Rom! Allmächtiges Rom!“ Wie ein Cantus firmus zieht der Schrei sich durch Jan Müller-Wielands Oratorium „Maria“. Staatliche Willkür, Macht und Ohnmacht, Vertreibung und Verfolgung – all diese Themen schwingen mit im Text, den der Komponist gemeinsam mit Johanna Wokalek erarbeitete. Zugleich bleibt die Geschichte zutiefst menschlich: Maria ist hier keine ferne Heilige. Ihr Zögern und Fragen, ihre Angst, Freude und Wut betreffen uns unmittelbar, nicht zuletzt dank der klaren und direkten Sprache.
Und wenn der Chor als „Heiliger Geist“ säuselt und flüstert, singt und schreit, klatscht und zischt – wenn das Orchester in schillernden Klangfarben die Wörter und Silben zum Leuchten bringt –, dann gewinnt die Geschichte auch musikalisch eine Plastizität, die das ferne Geschehen direkt in unsere Gegenwart katapultiert.
Die Uraufführung von „Maria“ unter Leitung von Thomas Hengelbrock fand am 23. September 2018 im Rahmen der Ruhrtriennale statt.
Maria
Vertreibung für Sprecherin, Sprecher, vier Herrensoli, Chor und Orchester
Musik: JAN MÜLLER-WIELAND
Libretto: JAN MÜLLER-WIELAND (u.a. nach dem Matthäus-Evangelium, Goethe, Nietzsche, Rilke, Jean Paul und „Des Knaben Wunderhorn“)
JOHANNA WOKALEK Maria
PETER SIMONISCHEK Gabriel
ANDRÉ MORSCH Herodes
BALTHASAR-NEUMANN-CHOR UND -SOLISTEN
CUBAN EUROPEAN YOUTH ORCHESTRA
THOMAS HENGELBROCK Musikalische Leitung
SEBASTIAN SCHOTTKE Klangregie
FABIO HERRMANN Lichttechnik